Heiko Westermann haucht dem HSV Leben ein
Foto: Witters
Die Corona-Krise sorgt bei allen Vereinen für Unsicherheiten in der Planung. Eigentlich hätte der HSV im Saisonendspurt stecken und nach dem nun vertagten Spiel gegen Aufstiegskonkurrent VfB Stuttgart am Montag eine klare Richtung haben sollen, wohin die Saison geht.
Für den HSV ist es bereits das zweite Jahr in der 2. Liga, lange Jahre galt dieses Szenario als absoluter Albtraum der Fans. Dass er nicht schon früher zur Realität wurde, hat der HSV unter anderem einem Sieg gegen Bayer Leverkusen aus der Saison 2013/14 zu verdanken.
Am 04.04.2014 empfängt der HSV Bayer Leverkusen zum Flutlichtspiel im Volksparkstadion. Der HSV kann am Freitagabend vorlegen, steht aber als Siebzehnter unter enormem Druck. Leverkusen will seinerseits die Champions-League-Ambitionen unterstreichen und bei Kellerkind Hamburg nichts anbrennen lassen. Vor 49.575 Fans erwischt der HSV einen guten Start. Keine fünf Minuten sind gespielt, da kombinieren sich Rafael van der Vaart und Hakan Calhanoglu vor den Strafraum der Leverkusener. Aus gut 20 Metern hält der Türke drauf. Das Leder zischt an allen Gegenspielern vorbei und schlägt unten links ein (4.). Die Hoffnung lebt.
Der HSV hat auch in der Folge gute Chancen, kann sich aber nicht belohnen. Ausgerechnet der Ex-Leverkusener Rene Adler leistet sich dann einen folgenschweren Patzer. Ein Distanzschuss von Julian Brand rutscht dem Schlussmann durch die Finger (58.). 1:1 – der Schock sitzt tief bei den Fans. Auch die Spieler brauchen einen Moment, um sich zu berappeln. Doch der Mut der Verzweiflung treib die Gastgeber an. Selbst Verteidiger Heiko Westermann stürmt mit und das zahlt sich aus. Eine Flanke von Dennis Diekmeier nimmt der HSV-Kapitän mit vollem Risiko volley. Der Ball schlägt krachend ein und ein Schwall der Erleichterung ergießt sich über die Ränge. Der HSV lebt noch und springt über Nacht auf einen Nicht-Abstiegsplatz. Am nächsten Tag titelt die MOPO: Gekämpft! Gesiegt!
Die Stimmung nach dem Abpfiff ist gelöst. „Wir haben viele Rückschläge einstecken müssen, aber wir leben noch – das haben wir gezeigt“, sagt Siegtorschütze Westermann nach dem Spiel. „Das war ein so unglaublich wichtiger Sieg für uns. Wir haben gekämpft und alles gegeben. Auch nach dem Ausgleich sind wir nicht zusammengebrochen“, jubelte Hakan Calhanoglu, der auch noch einige Tage später auf einer Welle der Euphorie reitet. „Ich freue mich auf das Spiel in Hannover. Sie sind gutbesetzt, aber wir werden dort mit viel Selbstvertrauen antreten“, erzählt er im MOPO-Interview.
In Hannover ist von dem Selbstvertrauen nicht mehr viel zu spüren. Der HSV verliert in Hannover, auch die vier verbleibenden Ligaspiele gehen verloren. Der HSV muss mit 27 Punkten in die Relegation, dort sichern sich die Mannschaft von Mirko Slomka gegen Greuther Fürth aber den Klassenerhalt. Calhanoglu sorgt im Sommer für eine Transferposse und zieht letztendlich ausgerechnet nach Leverkusen weiter. (mab)
Aufstellung HSV: Rene Adler – Dennis Diekmeier, Johan Djourou, Michael Mancienne, Heiko Westermann – Hakan Calhanoglu, Milan Badelj (33. Thomas Rincon), Tolgay Arslan, Petr Jiracek, Rafael van der Vaart (68. Robert Tesche) – Jacques Zoua (77. Mattia Maggio)