Üble Zeiten: Affenlaute gegen Leroy Sanés Vater im Volkspark
Seit Saisonbeginn muss Leroy Sané verletzt pausieren. Für ihn könnte die Corona-Pause tatsächlich einen positiven Effekt haben, sollte die Premier-League-Saison noch fortgesetzt werden.
Doch während momentan der Fußball aussetzt, war heute vor genau 29 Jahren Leroys Vater, Souleyman Sané (heute 59), gegen den HSV im Einsatz.
Am 6. April 1991 empfängt der HSV am 24. Bundesliga-Spieltag die SG Wattenscheid 09. Mit dabei: Wattenscheids Top-Spieler Souleyman Sané, der im Sommer aus Nürnberg gekommen war. Für den Stürmer ist es eine Rückkehr in den Volkspark mit gemischten Gefühlen. Im DFB-Pokal war er in dieser Saison bereits zu Gast beim HSV gewesen und wurde dabei nicht sonderlich freundlich empfangen. Im Gegenteil: Der blanke Rassismus prasselte von den Rängen auf den Senegalesen hinab. So wurde er mit Bananen beworfen, mit Affenlauten bedacht und mit „Neger raus“-Rufen beschimpft. Ganz üble Szenen! Sané gab die Antwort auf dem Feld und erzielte in der 87. Minute das entscheidende 2:1 für Wattenscheid. Nach dem Abpfiff gab er aufgebracht zu Protokoll: „Nix Neger raus, HSV ist raus!“ Der perfekte Konter!
[caption id="attachment_135609" align="alignleft" width="205"] Dietmar Beiersdorfer im Kopfballduell mit Souleyman Sane. (Foto: Witters)[/caption]
Dabei hätte auch alles anders kommen können. Wie er im Interview mit dem „tagesspiegel“ verriet, hatte er im Sommer nicht nur ein Angebot von Wattenscheid erhalten: „Ich bekam auch welche vom HSV und vom FC St. Pauli.“ Er entschied sich gegen diese Optionen. „Tony Baffoe und ich waren die ersten Afrikaner in der Bundesliga. Wir haben die Tür geöffnet. Am Anfang war es nicht so schlimm, weil ich die Beleidigungen gar nicht verstanden habe. Aber später musste ich mich einige Male zähmen.“ So auch gegen den HSV.
Während Baffoe sich mit Ironie über die Rassisten lustig machte und einem Fan, der ihn beleidigte, entgegnete: „Du kannst auf meiner Plantage arbeiten!“, hatte Sané eine andere Methode. „Immer wenn diese Affenrufe losgingen, dachte ich: Gleich schieße ich ein Tor, und dann seid ihr stumm!“ Das gelang im Dress von Wattenscheid gar nicht mal so schlecht. Bis heute ist er Rekordschütze des Ruhrpott-Klubs. In 171 Spielen netzte er 51 Mal ein. Heute vor 29 Jahren war er allerdings nicht erfolgreich. In einem müden Kick vergab Thomas von Heesen in der ersten Halbzeit die größte Chance auf einen Treffer, so trennten sich die Mannschaften mit einem 0:0. Der HSV landete am Saisonende auf Platz fünf, Wattenscheid ging als Elfter über die Ziellinie.
Sané lief bis 1994 für Wattenscheid auf. Als sein Klub den Weg zurück in Liga zwei antreten musste, zog es ihn nach Österreich, wo er im ersten Jahr für Wacker Innsbruck 20 Tore erzielte. Das zweite Jahr war nicht mehr so erfolgreich. Lediglich drei Treffer bei nur 14 Einsätzen sorgten dafür, dass Sané weiterzog. Ähnlich lief es beim FC Lausanne in der Schweiz. Im ersten Jahr traf er 16 Mal, im zweiten waren es nur noch zwei. Sein letztes Jahr im Profifußball verbrachte er beim LASK. In zehn Liga-Einsetzen als Joker gelang ihm kein Treffer mehr. Bereits 14 Jahre nach seinem Karriereende sollte ein anderer Sané seine ersten Schritte im Profifußball machen. Sohn Leroy debütierte mit stolzen 17 Jahren für den FC Schalke 04. Einige Jahre später ist er bei Manchester City einer der besten Spieler geworden, die der deutsche Fußball zu bieten hat. (mab)
Aufstellung HSV: Richard Golz – Frank Rohde, Carsten Kober – Harald Spörl, Thomas Stratos (62. Manfred Kaltz), Thomas von Heesen (46. Jörg Bode), Dietmar Beiersdorfer, Waldemar Matysik, Armin Eck – Thomas Doll – Nando
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