Wahnsinn! HSV besiegt Real Madrid im Champions-League-Halbfinale
Die Mannschaft des HSV vor dem Champions League Halbfinale 1980 in Madrid. (Foto: Witters)
Von einem Champions-League-Halbfinale ist der HSV dieser Tage weit entfernt und die Corona-Krise verhindert zudem, dass man daran etwas ändern kann. Aber selbst wenn es weiter geht, ist der Weg aus der 2.
Liga in die Königsklasse noch sehr, sehr weit. In der Saison 1979/80 war das noch ganz anders. Am 9. April 1980 gastierte der Deutsche Meister HSV im Santiago Bernabéu von Real Madrid.
Es ist der Traum eines jeden Fußballers, einmal im Bernabéu aufzulaufen. Für elf Hamburger soll er im April 1980 wahr werden. Im Viertelfinale des Europapokals der Landesmeister hatten sich die Hanseaten gegen Hajduk Split durchgezittert. Die Anfangsphase der Partie gehört klar dem weißen Ballett, der HSV wirkt nervös und erlaubt sich kleine Ungenauigkeiten. Zumindest Rudi Kargus findet langsam in die Partie. Auch er hatte zu noch einige Unsicherheiten offenbart, als ihm eine Flanke durch die Finger flutschte, Jimmy Hartwig kratz den Ball von der Linie. Zum Ende der Halbzeit kommt auch der HSV langsam auf. Zwei Kopfballchancen von Horst Hrubesch dokumentieren dies.
Auch in der zweiten Halbzeit beginnt Real druckvoll. Eine Angriffswelle nach der nächsten rollt auf den Kasten von Kargus zu. Insbesondere Laurie Cunningham wirbelt die Abwehrreihe der Gäste durcheinander. Ausgerechnet in eine Phase in der sich der HSV zurück ins Spiel kämpft, fällt der Führungstreffer von Real. Ein langer Ball von Vicente del Bosque findet im Strafraum Santillana, der den Ball locker mit der Brust annimmt und zur Führung einschiebt. Real behält die Oberhand und legt nach. Ein schöner Steilpass in den Strafraum des HSV landet bei Uli Stielike. Dieser setzt sich gegen Felix Magath durch, lässt Kargus und Ditmar Jakobs ins leere Rutschen, dann überlässt er für den besser postierten Santillana, der ins zum 2:0 vollstreckt.
Die Hypothek für das Rückspiel scheint immens, jedoch zeigt sich der HSV trotzig. In einem unfassbaren Sturmlauf überrennen sie in der Anfangsphase die Spanier. Kaltz und Hrubesch sorgen bereits nach einer Viertelstunde für das 2:0 und damit den Ausgleich zum Hinspiel. Real kommt erst langsam in die Partie und nach einer halben Stunde zum 1:2-Anschluss. Kargus rutscht eine Flanke von Camacho durch die Hände, Cunningham hebt den Ball geschickt über die Verteidiger des HSV in die Maschen.
Wer jetzt glaubt, dass der HSV einbrechen könnte, sieht sich getäuscht. Ein Distanzschuss von Kaltz besorgt das 3:1. Es braucht ein Tor bis zum Finale und das fällt sogar noch vor der Pause. Nach einer Flanke von Caspar Mehmering steigt Hrubesch im Strafraum zum Kopfball hoch. Wuchtig bringt er den Ball im Tor unter. Das Wunder scheint in greifbarer Nähe, aber erst mal ist Halbzeit.
Ein Tor von Real würde alles zunichte machen. Bis kurz vor Schluss bleibt es ein umkämpftes Spiel, in dem del Bosque schließlich die Nerven durchbrennen. Nach einem Foul von Kevin Keegan greift er zur Selbstjustiz und verpasst dem Übeltäter einen Schlag auf den Hinterkopf. Folgerichtig muss er früher unter die Dusche. Der HSV ist cleverer und vollendet in der Schlussminute einen Konter zur Entscheidung. Hrubesch legt quer, Memering schiebt ein. Der Volkspark wird zum Tollhaus – 5:1!
Zum Finale muss der HSV dann wieder nach Madrid. Dort geht es gegen Nottingham Forrest. Es wird ein bitterer Abend. Einen frühen Rückstand können die Rothosen nicht aufholen und verpassen so denkbar knapp den Titel. (mab)
Aufstellung HSV: Rudi Kargus – Peter Hidien, Ditmar Jakobs, Manfred Kaltz, Peter Nogly – Felix Magath, Jimmy Hartwig, Kevin Keegan, Jürgen Milewski, Willi Reimann – Horst Hrubesch
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