- 14.04.2020

„Wie ein Traum!“ Son bringt den HSV zurück in die Spur


Siegtorschütze Heung Min Son feiert mit seinen Mannschaftskameraden den wichtigen Sieg. (Foto: Witters)
Während sich der HSV in der aktuellen Corona-Krise einen baldigen Wiederbeginn der laufenden Saison wünscht, haben die meisten Fans vor genau acht Jahren wohl eher ein schnelles Ende der Saison herbeigesehnt. Die Rothosen steckten knöcheltief im Abstiegskampf, ein 0:4-Debakel in Hoffenheim hatte die Lage zusätzlich verschärft.
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Im Heimspiel am 14. April 2012 gegen Hannover 96 musste also dringend ein Sieg her.
Die Stimmung im Volkspark ist etwas getrübt, trotz einer ausverkauften Arena mit 57.000 Zuschauern. Das 0:4 gegen 1899 Hoffenheim in der englischen Woche steckt vielen Fans noch in den Gliedern. Die Hoffnung, dass es ausgerechnet gegen Europa-Aspirant Hannover 96 besser werden könnte, scheint eher gering. Doch wie schon oft belehrt der HSV die Liga auch diesmal eines Besseren. Druckvoll starten die Gastgeber in den 31. Spieltag. Bereits nach zwei Minuten bietet sich Youngster Heung Min Son die erste Chance, er verpasst nur knapp. Zehn Minuten später macht er es dann besser. Nach einem Solo-Lauf durch die Abwehrreihe der Hannoveraner behält er vor Keeper Ron-Robert Zieler die Nerven und trifft. Der HSV führt 1:0 und schöpft neue Hoffnung im Abstiegskampf. Die folgenden achtzig Minuten sind eine Machtdemonstration der bereits totgeglaubten Hamburger. Marcell Jansen lässt keine fünf Minuten nach dem 1:0 den zweiten Treffer liegen. Das Spiel geht ausschließlich in eine Richtung. Torschütze Son verpasst ebenso wie Sturmkollege Marcus Berg und Kapitän Heiko Westermann die Chance, noch weiter zu erhöhen. Der HSV dominiert Hannover an diesem Tag nach allen Regeln der Kunst. Auch in der zweiten Halbzeit bleibt Hannover kaum Luft zum Atmen. In den ganzen 90 Minuten gelingen Hannover acht Abschlüsse in Richtung des HSV-Kastens, doch keiner davon stellt Jaroslav Drobny vor echte Probleme. Der HSV verpasst durch Berg und Son auch in der zweiten Halbzeit einen Ausbau der Führung, doch komplett ungefährliche 96er können dies nicht nutzen. Der Jubel nach dem Abpfiff kennt keine Grenzen. Mit dem Sieg macht der HSV einen immens wichtigen Schritt weg von den Abstiegsrängen. „Das war für uns, unsere Fans und ganz Hamburg ein Brustlöser“, sagt ein erleichterter Heiko Westermann nach dem Spiel. Auch Torschütze Son zeigt sich glücklich: „Das war ein geiles Tor, es ist wie ein Traum!“ Die MOPO titelt am nächsten Tag: „Auferstanden aus den Ruinen“ Der HSV holt zwei Punkte aus den letzten drei Spielen, das reicht für den Klassenerhalt. Im nächsten Jahr verpasst der HSV nur denkbar knapp den Sprung nach Europa, selbst am letzten Spieltag haben die Hamburger noch Chancen. Am Ende trennen den HSV drei Punkte von Europa. Dass man solange träumen darf, liegt auch an Son. Der Südkoreaner, der sich aus der U19 des HSV in den Profikader spielte, erlebt eine Leistungsexplosion. Zwölf Tore machen ihn gemeinsam mit Artjoms Rudnevs zum besten Torschützen der Hamburger. Das HSV-Talent weckt mit seinen Leistungen das Interesse anderer Klubs. Im Sommer 2013 wechselt er für zehn Millionen Euro nach Leverkusen. Dort wird er sofort Stammspieler und schafft es, auch in der Champions League zu glänzen. In seiner zweiten Saison erzielt Son drei Tore, damit kann er das Ausscheiden von Bayer im Achtelfinale gegen Atlético Madrid zwar nicht verhindern, aber spielt sich mit seinen Leistungen in die Notizblöcke der ganz Großen. Nach zwei Jahren Leverkusen wechselt er für 30 Millionen Euro zu Tottenham. Das erste Jahr verläuft holprig, lediglich vier Tore gelingen ihm. Doch erneut schafft er es sich zu steigern. Er wird zum Stammspieler, erzielt in den folgenden drei Jahren jede Saison über zehn Tore, in der aktuellen steht sein Tor-Konto bei neun Treffern nach 29 Spielen. Nachdem er mit Südkorea die deutsche Nationalmannschaft in der WM-Gruppenphase 2018 aus dem Turnier wirft, gelingt ihm 2019 sein bisher größter Erfolg: Mit Südkorea gewinnt er die Asienmeisterschaft. Es ist der erste Titel für Son im Profifußball. (mab) Aufstellung HSV: Jaroslav Drobny – Dennis Aogo, Jeffrey Bruma, Michael Mancienne, Heiko Westermann – Ivo Ilicevic (72. Jacopo Sala), Marcell Jansen, David Jarolim, Tomas Rincon – Marcus Berg (87. Robert Tesche), Heung Min Son (90. Tolgay Arslan)