Sieben Tore! HSV sorgt beim FC Bayern für Vorentscheidung im Titelkampf
Horst Hrubesch köpft den HSV mit seinem Tor zum Last-Minute-Sieg in München. (Foto: Witters)
Während der HSV dieser Tage auf die Fortsetzung des Spielbetriebs in der Corona-Krise wartet, ging es vor 38 Jahren gerade um die Entscheidung im Meisterschaftskampf. Für das Verfolgerduell reisten die Rothosen nach München, um dort ihren Vorsprung zu verteidigen.
Es sollte ein spektakuläres Spiel werden.
Mit einem Punkt Vorsprung zieht der neue Tabellenführer am 24. April 1982 ins Olympiastadion in München ein. Nach dem Führungswechsel am vergangenen Spieltag wollen die Münchener nun zurück auf den Platz an der Sonne. Der HSV hingegen möchte logischerweise das Feld nicht kampflos räumen. In den Anfangsminuten ist die Brisanz des Spieles deutlich zu spüren, keine Mannschaft will den möglicherweise entscheidenden Fehler machen. Ein erstes Ausrufezeichen setzt Ditmar Jakobs mit einem Schuss aus der Distanz, der allerdings knapp über den Kasten hinweg streicht.
Die Bayern werden nach Standards gefährlich. Nach einer Ecke fällt der Ball vor die Füße von Karl-Heinz Rummenigge, der mit seinem Schuss Uli Stein im Tor des HSV zu einer Glanztat zwingt. Wenig später macht es sein Sturmpartner Dieter Hoeneß besser. Nach einer Ecke schraubt er sich hoch und nickt ein – 1:0 (23.). Doch der HSV zeigt sich wenig geschockt. Eine Flanke von Jakobs findet im Strafraum den Kopf von Jimmy Hartwig, der den Ball gekonnt einköpft – der Ausgleich, der HSV ist zurück an der Spitze (32.). Doch auch die Freude der Gäste ist nur von kurzer Dauer. Im Gegenzug setzt sich Udo Horsmann gegen drei Hamburger durch und schließt wuchtig ins lange Eck ab. Nichts zu machen für Stein, Bayern geht vor der Halbzeit erneut in Führung (36.).
Der HSV drückt im zweiten Durchgang auf den Ausgleich, doch dann ist es ausgerechnet ein Aussetzer von dem sonst so zuverlässigen Stein, der den Bayern das dritte Tor beschert. Einen ungefährlichen Kopfball unterschätzt der Keeper total und unter den ungläubigen Augen der Zuschauer rutscht der Ball über die Torlinie (64.). In der Folge schnürt der HSV die Bayern hinten ein. Nur einmal schaffen es die Hausherren für Konter aus über die Mittellinie. Diese Möglichkeit vertändelt Rummenigge mit einem unnötigen Fehlpass. Thomas von Heesen nimmt sich ein Herz, marschiert tief aus der eigenen Hälfte bis zum Strafraum der Münchener und hat noch die Kraft für einen ordentlichen Abschluss. 3:2, die Hoffnung auf einen Punkt lebt wieder bei den Rothosen (70.).
Der HSV hat Blut geleckt und schmeißt sich in die Zweikämpfe. Balleroberung im Mittelfeld, schönes Zusammenspiel von Horst Hrubesch und Lars Bastrup, dann steht Hrubesch frei im Strafraum und knallt das Leder in die Maschen. Walter Junghans im Tor der Bayern ist noch mit einer Hand am Ball, kann ihn aber nicht mehr über die Latte lenken (76.). Der Frust der Hausherren ist jetzt deutlich zu spüren. Trotzig rennen die Münchener an, doch das Spielglück ist nicht auf ihrer Seite. Individuelle Fehler und aufopferungsvoll verteidigende Hamburger verhindern den Treffer. In der 90. Minute gibt es dann nochmal Freistoß für den HSV. Felix Magath serviert butterweich für Hrubesch, der dem Spiel die finale Pointe versetzt. Mit letzter Kraft schmeißt sich der Stürmer in den Zweikampf mit gleich zwei Verteidigern und schädelt den Ball zum 4:3 ins Tor. Das Entsetzen in München ist riesig.
Den Rest der Saison finden die Bayern nicht mehr zu ihrer Dominanz zurück. Mehrere Zittersiege und eine Niederlage gegen Bochum resultieren im dritten Platz. Der HSV fährt die Meisterschaft nach Hause. Am letzten Spieltag reicht der Truppe von Ernst Happel ein 3:3 gegen den Karlsruher SC, um die Schale in den Himmel zu stemmen. Nachdem man im Vorjahr noch denkbar knapp am Titel vorbei geschrammt war, ist man jetzt am Ziel aller Träume angelangt. (mab)
Aufstellung HSV: Ulrich Stein – Jürgen Groh, Holger Hieronymus, Ditmar Jakobs, Manfred Kaltz, Bernd Wehmeyer – Jimmy Hartwig, Felix Magath, Thomas von Heesen – Lars Bastrup, Horst Hrubesch