Mutzel: Favoritenrolle für den HSV ist „unfair“
Der HSV sieht sich im vierten Jahr in der Zweiten Liga nicht mehr in der Rolle des Klassenprimus. "Der Abstand zu etablierten Zweitliga-Teams ist längst nicht mehr gegeben.
Das mag für viele überraschend und wenig glaubhaft klingen, es ist aber die Wahrheit", sagte Sportchef Michael Mutzel dem "Kicker". Und betonte: "Wir sind wirtschaftlich ein normaler Zweitligist, emotional und in der öffentlichen Wahrnehmung sind wir es nicht." Mutzel nennt den dritten Tabellenplatz derzeit "durchaus beachtlich".
Der HSV sei nicht in der Favoritenrolle. "Ich würde sogar noch weiter gehen und sagen: Ich finde es fast unfair, dass wir immer noch in diese Rolle gedrängt werden. Denn wir sind dies auch in finanzieller Hinsicht nicht mehr." Der 42 Jahre alte Sportchef beklagt: "Aber die Außendarstellung ist bei der Vergangenheit und Größe des Klubs nicht steuerbar." Mutzel nannte als Gründe für die bescheidenere Rolle des HSV neben den coronabedingt geringeren Einnahmen die Reduzierung der Kaderkosten in der Saison 2019/20 um 30 Prozent. Stattdessen hat der Verein auf eine Verjüngung und Entwicklung des Aufgebots gesetzt.
Es gehe darum, die Realität zu akzeptieren, meinte Mutzel "Und das bedeutet, dass uns zum Beispiel die Mittelklasse der Bundesliga wirtschaftlich inzwischen enteilt ist. Augsburg, Mainz, vor allem aber auch Klubs wie Freiburg sind mittlerweile auf einem anderen Level. Wenn Spieler auf den Markt kommen, für die sich diese Clubs interessieren und wir in einen Wettbewerb treten wollen, dann haben wir rein wirtschaftlich keine Chance mehr. Das haben wir jetzt auch beim Bemühen um eine Verlängerung mit Faride Alidou gemerkt. Vor drei Jahren war unsere Ausgangslage da noch eine andere."