- 26.12.2022

Ex-HSV-Vorstand übt scharfe Kritik an DFB-Plänen

Der nur mit Männern besetzte Beraterkreis des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) löst bei Katja Kraus wenig Begeisterung aus. Natürlich hätten die hinzugezogenen Personen Erfolge vorzuweisen, „aber Erfolge der Vergangenheit: Erfahrung ist definitiv ein Wert, aber eben auch nur einer. Um die Zukunft zu gestalten, braucht es Offenheit für Veränderungen“, sagte die 52-Jährige. Die von 2003 bis 2011 im Vorstand des HSV wirkende Kraus erneuerte die von einigen Seiten vorgetragene Kritik, dem Beraterkreis mangele es an unterschiedlichen Perspektiven. „Warum werden nicht Persönlichkeiten wie Franziska van Almsick, Dirk Nowitzki oder Verena Bentele einbezogen?“, fragte sie. Es könne nur bereichernd sein, Menschen mit vielfältigen Erfahrungshorizonten hinzuzuziehen, auch aus anderen Sportarten. Nach dem Vorrunden-Aus der deutschen Nationalmannschaft bei der WM in Katar hatte der DFB einen externen Beraterkreis – unter anderem besetzt mit Karl-Heinz Rummenigge und Matthias Sammer – initiiert. Dieser soll auch dabei helfen, einen Nachfolger für den zurückgetretenen DFB-Direktor Oliver Bierhoff zu finden. „Es gibt immer schnell eine Debatte über Namen, ohne ein klares Anforderungsprofil zu definieren. Mir ist bis heute nicht klar, was dieser Beraterkreis genau machen soll“, bemängelte Kraus. Im Fußballgeschäft fehle es an Selbstkritik und Reflexionsfähigkeit, meinte Kraus. „Es besteht eine hohe Selbstzufriedenheit in der Branche.“ Man gehe davon aus, „aus den Erfolgen der Vergangenheit zwangsläufig die richtigen Schlüsse für die Zukunft zu ziehen.“ Kraus kritisierte zudem, dass Kampagnen des DFB wie „diversity wins“ (Diversität gewinnt) nicht mit Leben gefüllt würden. „Die Lust daran, andere Perspektiven einzuholen und das eigene Bild zu bereichern, die kann ich tatsächlich viel zu selten erkennen“, sagte Kraus. Dass der Fußball in eine Glaubwürdigkeitskrise gerutscht sei, liege auch an fehlender Nahbarkeit und dem Verständnis dafür, was die Menschen bewege.