Geheime Strategie: Weicht Walter deshalb kritischen HSV-Fragen aus?
Tim Walter ist grundsätzlich und besonders dann, wenn ihm etwas an der gezeigten Leistung seiner Profis missfällt, ein Mann der kritischen und klaren Worte. Nach dem 2:4 in Kiel bezeichnete er das Abwehrverhalten einzelner HSV-Spieler beispielsweise als „dämlich“ und sorgte auch mit einem Rüffel für Doppeltorschütze Robert Glatzel für Aufsehen.
„Als Sportkommunikationsforscherin kann ich sagen, dass Tim Walter in Pressekonferenzen und Interviews das anwendet, was er in Medientrainings gelernt hat. Eine zentrale Strategie ist dabei, immer die Kernbotschaft unterzubringen“, sagte Dr. Jessica Kunert gegenüber dem „Abendblatt“. Die Juniorprofessorin für Journalistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz mutmaßt: „Walter will zum Beispiel deutlich machen, dass es keinen Unterschied zwischen Heim- und Auswärtsspielen gibt. In Medientrainings wird geschult, dass die Kernbotschaft in jeder einzelnen Antwort mitschwingen soll.“ Doch wieso tut sich Walter damit schwer, zum Beispiel die Auswärtsschwäche klar beim Namen zu nennen, obwohl diese offensichtlich ist? Wieso interpretiert er Statistiken um, indem er etwa auf die Auswärtssiege im DFB-Pokal in Essen und Bielefeld verweist, die dem HSV aber gar nicht in der regulären Spielzeit gelangen? „Eine Strategie ist, kritische Fragen eher abzuwiegeln und ins Positive zu drehen, indem man seine Antwort mit Beispielen untermauert“, sagt Kommunikationsforscherin Kunert.