Nachwuchs-Revolution: Dieser Topklub dient dem HSV als Vorbild
Seit Januar dieses Jahres ist Loïc Favé als Sportlicher Leiter im Nachwuchs des HSV tätig. Dabei hat der 31-Jährige bereits an einigen Stellschrauben gedreht.
Um seinen Horizont zu erweitern, hat Favé unter anderem die Hälfte der Vereine aus der französischen Ligue 1 besucht. Vor allem die Nachwuchsarbeit des renommierten Spitzenklubs Olympique Lyon hat ihn dabei nachhaltig beeindruckt, weil man es dort geschafft habe, „den Nachwuchs als Teil der Identität des Clubs zu integrieren. Da hängen nicht die Spieler an der Wand, die es zu den Profis geschafft haben, sondern nur die Weltmeister wie Benzema oder Tolisso. Der Verein hat mehr als 40 Spieler in die Top-5-Ligen Europas gebracht und 350 Millionen Euro durch Transfers eingenommen. Das sind Welten im Vergleich zu deutschen Clubs“, erklärte Favé dem „Abendblatt“.Ein zentraler Aspekt im Erfolgsrezept von OL sei dabei die Nettospielzeit im Training. „Als ich hier im Januar angefangen bin, habe ich mit einer Stoppuhr die Spielzeiten gemessen. In Lyon waren es in einer Woche zwei Stunden mehr Spielzeit“, verriet Favé. „Gleiches gilt für die Trainingszeit. Du kannst aus 90 Minuten Training 80 Minuten herausholen oder nur 60.“
Außerdem lege Lyon einen starken Fokus auf regionale Talente. „Das ist entscheidend auch für den HSV“, meint Favé. „Wir können durch die Jahre in der Zweiten Liga mit den Topclubs finanziell nicht mithalten, wenn teilweise das Dreifache geboten wird. Wir haben viele Talente verloren. Und das kann auch wieder passieren, gerade bei Jungs aus nicht so einfachen Familienverhältnissen. Was mir dabei wichtig ist: Viele Vereine haben durch ihre Erfahrungen gemerkt, dass die Wahrscheinlichkeit extrem sinkt, Profi zu werden, wenn ein Junge früh aus seinem Elternhaus und seiner Region rausgerissen wird.“