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Ex-Schiri Gräfe nach HSV-Spiel mit scharfer Kritik an Schlager

Seit seinem persönlichen Karriereende hat sich Manuel Gräfe als scharfer Kritiker des deutschen Schiedsrichter-Wesens einen Namen gemacht. Entsprechend erscheint es fast folgerichtig, dass sich der 52-Jährige auch nach den zahlreichen strittigen Entscheidungen von Schiedsrichter Daniel Schlager beim 1:4 des HSV gegen Köln zu Wort meldete. Über seine Social-Media-Kanäle verbreitete Gräfe ein Video, in dem er Schlagers Leistung als „Paradebeispiel dafür, wo das deutsche Schiedsrichter-Wesen steht“, bezeichnet.

So habe Schlager mit einigen kniffligen Entscheidungen durchaus richtig gelegen, etwa bei der Aberkennung des Treffers von Fabio Vieira zum vermeintlichen 1:2: „Für mich war das Abseits strafbar, denn der Stürmer der Hamburger stand im Sichtfeld des Kölner Torhüters“, sagte Gräfe. Dass der Treffer am Ende wegen eines Foulspiels von Rayan Philippe aberkannt wurde, kann der Ex-Referee hingegen nicht nachvollziehen: „Der Kölner Spieler spielte ganz normal weiter. Manchmal dramatisieren Zeitlupen.“ Auch für die Gelb-Rote Karte für Immanuel Pherai hatte Gräfe Verständnis: „Wenn man zwar unabsichtlich, aber mit hoher Intensität in den Gegner reinrauscht und schon Gelb hat, muss man mit der Konsequenz leben.“

Mit Blick auf die zweite Gelb-Rote Karte für Vieira liegen Gräfe und Schlager hingegen über Kreuz: „Die war nicht akzeptabel. So kann man auf dem Niveau nicht agieren. Man muss mit den Spielern kommunizieren“, polterte Gräfe. So hätte Schlager „rechtzeitig einwirken“ und „über den Trainer und den Kapitän öffentlichkeitswirksam versuchen“ müssen, „den Spieler mitzunehmen“, und „nicht irgendwo im Heimlichen in der Kabine, wo es keiner nachvollziehen kann“. Wenn der Spieler dann „immer wieder weiter arbeitet und meckert“ und dies auch noch in einer Situation tue, in der die Proteste „unberechtigt“ seien, „dann kann man irgendwann die Konsequenz ziehen“ – aber „nicht in einer Situation, in der der Spieler noch Recht hat, weil er auf Zeitspiel aufmerksam macht.“ Unter Einbeziehung der beiden vorangegangenen umstrittenen Szenen schloss Gräfe: „Nach zwei solchen vorherigen Entscheidungen kann man nicht wegen einer solchen kleinlichen Entscheidung Gelb-Rot geben.“

Für Gräfe stand die Leistung des Unparteiischen beim HSV-Gastspiel in Köln „exemplarisch“ für den Zustand der deutschen Schiedsrichterei: „Es war einiges richtig, was man auch unterstützen kann, und dann schafft man es wieder, sich selbst unnötig in den Fokus zu rücken durch unnötige Eskalation, durch unnötige Auslegung. Das muss nicht sein und das gilt es in Zukunft zu ändern.“