Petric lässt den HSV vom Europa-League-Titel träumen
Mladen Petric bejubelt seinen Treffer zum zwischenzeitlichen 1:0. (Foto: Witters)
Während der HSV dieser Tage von der Meisterschale in der Zweiten Liga träumt, schwebte den Rothosen vor genau zehn Jahren ein anderer Titel vor Augen. In der Bundesliga hatte man auf der Zielgeraden das Ticket fürs internationale Geschäft verspielt, im DFB-Pokal in der zweiten Runde in Osnabrück blamiert und so blieb am Ende nur noch die Europa League übrig.
Als ob der Titel allein nicht Anreiz genug gewesen wäre, fand das Finale auch noch in Hamburg statt. Aber um dahin zu kommen, musste erst mal der FC Fulham im Halbfinale besiegt werden.
Beim HSV geht es drunter und drüber. Vor einer Woche hatten die Männer von Bruno Labbadia noch eine gute Leistung im Halbfinal-Hinspiel gegen den FC Fulham gezeigt und nur knapp den Sieg verpasst (0:0). Dann folgte die schwerwiegende Pleite in der Liga gegen die TSG 1899 Hoffenheim – das 1:5 zerstörte nicht nur die Hoffnung, sich noch über die Liga für die Europa League zu qualifizieren, sie kostete zudem Labbadia seinen Job. So steht Ricardo Moniz am 29. April 2010 in London an der Seitenlinie, um den HSV in Heimfinale zu führen.
Für den ersten Aufreger sorgt allerdings Fulham. Bobby Zamora lässt Jerome Boateng aussteigen und scheitert am hervorragend reagierenden Frank Rost (3.). Ein Raunen geht durchs Craven Cottage. Es ist der Wachruf für die Gäste, die das Spiel übernehmen. Wie schon im Hinspiel agiert Fulham zurückhaltend, doch auch Hamburg tut sich schwer, den massiven Abwehrriegel zu durchbrechen.
Es braucht einen Geniestreich von Mladen Petric, um zum Erfolg zu kommen. Aus gut 25 Metern Torentfernung zirkelt der Kroate einen Freistoß in den Winkel – unhaltbar für Mark Schwarzer im Tor der Engländer, der HSV führt (22.). Noch vor dem Seitenwechsel bietet sich Jonathan Pitroipa die Chance zu erhöhen und somit für die Vorentscheidung zu sorgen. Der Schuss aus 16 Metern streift knapp am Pfosten vorbei (39.).
Aus der Pause kommen die Londoner etwas mutiger heraus, doch echte Torgefahr können sie nicht ausstrahlen. Auch der HSV stellt den Offensivbetrieb weitestgehend ein, trotzdem ergibt sich erneut die Chance zur Vorentscheidung: David Jarolim scheitert an Schwarzer (67.). Von den Fans nach vorne gepeitscht, rennt Fulham dem Rückstand hinterher und nur kurz nach der Jarolim-Chance fällt der Ausgleich. Einen langen Ball in den Hamburger Strafraum nimmt Simon Davies überragend mit, verlädt Guy Demel komplett und behält vor Rost die Nerven (69.). Ein weiteres Tor für Fulham und der HSV-Traum vom Finale ist geplatzt.
Erneut lässt der HSV die Konsequenz vor dem gegnerischen Tor vermissen, Pitroipa verzieht aus aussichtsreicher Position. Auf der Gegenseite gibt es Eckball. Mit viel Dusel landet die Kugel vor den Füßen von Zoltan Gera. Der bleibt cool und versenkt zum 2:1 (75.). Der Großteil der 25.700 Zuschauer ist aus dem Häuschen, nur bei den HSV-Fans herrscht das blanke Entsetzen. Aber noch ist alles drin, ein Treffer und der HSV ist wieder obenauf. Ricardo Moniz bring Paolo Guerrero für den zuvor eingewechselten Tomas Rincon.
Verzweifelt stemmt sich der HSV gegen das drohende Aus, aber es hilft nichts. Zu abgezockt agieren die Engländer, zu fahrig die Hamburger. Der Jubel im Craven Cottage kennt keine Grenzen, als Schiri Cüneyt Cakir ein letztes Mal in die Pfeife bläst. Zwischen den Jubeltrauben auf dem Feld hockt vereinzelt ein verzweifelter HSVer. Die MOPO titelt: Aus der Traum vom Heim-Finale
Immer noch fassungslos gibt ein erschöpfter Mladen Petric zu Protokoll: „Das ist eine Riesen-Enttäuschung. Alle sind bedrückt. Wie so oft haben wir nach der Führung aufgehört, Fußball zu spielen. Wir haben uns nur noch hinten rein gestellt. Und am Ende haben wir wieder einmal ein Gegentor durch eine Standardsituation gekriegt.“ Noch drastischer klingt das in den Worten von Klub-Chef Bernd Hoffmann: „Wir haben alle den Traum vom Endspiel im eigenen Stadion geträumt. 20 Minuten vor Schluss ist der zerplatzt – das ist so bitter. Wir haben unsere Saisonziele verpasst.“ In Hamburg muss sich dann auch Fulham geschlagen geben. In der Verlängerung ringt Atletico Madrid die HSV-Bezwinger mit 2:1 nieder. (mab)
Aufstellung HSV: Frank Rost – Guy Demel, Jerome Boateng, Joris Mathijsen, Dennis Aogo – David Jarolim (90.+1 David Rozehnal), Zé Roberto, Robert Tesche (55. Tomas Rincon, 79. Paolo Guerrero), Jonathan Pitroipa – Mladen Petric, Ruud van Nistelrooy