- 07.05.2020

Kung-Fu-Tritt gegen Olic: Tim Wiese sorgt für Entsetzen beim HSV


Tim Wieses Kung-Fu-Tritt gegen Ivica Olic. (Foto: Witters)
Es ist diese eine Szene, die wohl immer noch das Blut eines jeden HSV-Fans zum Kochen bringt. Ein langer Ball in Richtung Bremer Strafraum, Ivica Olic setzte sich im Laufduell mit Naldo durch.
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Doch an den Ball kam Olic nicht – in bester Kung-Fu-Manier eilte Tim Wiese aus dem Strafraum heraus und streckt den HSV-Angreifer nieder. Dass er den Kroaten nicht mitten im Gesicht, sondern nur an der Schulter erwischte, war wohl noch Glück.
Dabei beginnt das Spiel in dieser englischen Woche eigentlich ganz harmlos. Am 7. Mai 2008 gastiert Werder Bremen im Volkspark. Der HSV braucht einen Sieg, um die Hoffnungen auf die Champions League aufrechtzuerhalten, Werder hingegen will Platz zwei im Fernduell mit Schalke 04 verteidigen, die am Vortag gewinnen konnten. Der HSV dominiert das Geschehen auf dem Rasen, doch die Chancen haben die Bremer. Einen Kopfball von Hugo Almeida lenkt Frank Rost mit den Fingerspitzen über die Latte (26.). Es ist das einzige Lebenszeichen der Gäste. Der HSV ist bemüht, doch mit den Chancen will es nicht so ganz klappen. Kurz vor der Halbzeit kommt es dann zum großen Aufreger der Partie, als Wiese Olic übel niederstreckt (42.). 57.000 Zuschauer im ausverkauften Volksparkstadion rechnen mit einem Platzverweis, nur einer bewertet die Szene anderes: Schiedsrichter Lutz Wagner zückt Gelb. Nur Gelb. Eine wohl unumstrittene Fehlentscheidung. „Das war fast ein Mordversuch“, wird ein verständnisloser Franz Beckenbauer nach dem Spiel erklären, welches mit 0:0 und mit allen 22 Profis in die Pause geht. Kurz nach Wiederanpfiff treffen sich Olic und Wiese wieder, der Kroate scheitert am Bremer Schlussmann (48.). Auf der Gegenseite tauchen die Bremer dann auch wieder auf. Markus Rosenberg behauptet sich clever im Duell mit Bastian Reinhardt und legt ab für Almeida, der ansatzlos aus 18 Metern ins Tor trifft – nichts zu halten für HSV-Keeper Rost (50.). Der HSV sucht eine spielerische Antwort auf das 0:1, lässt sich aber immer wieder von der Härte der Bremer stoppen. Für ein vergleichsweise harmloses Foul sieht dann Werder-Kapitän Frank Baumann die Gelb-Rote Karte (57.). Der HSV schöpft noch einmal Mut. Doch Rafael van der Vaart scheitert an Wiese (71.). Auch die Versuche von Juan Pablo Sorin (74.), Thimothee Atouba (79.) und Piotr Trochowski (87.) verfehlen das Ziel nur knapp. So wird in der Schlussphase ausgerechnet Wiese zum Helden. Mit einem Reflex entschärft der Bremer Schlussmann einen Kopfball von Bastian Reinhardt und verhindert so den späten Ausgleich (88.). Das unrühmliche Ende der Partie gipfelt in einer Schubserei zwischen Jurica Vranjes und Atouba. Der Bremer erwischt seinen Gegenspieler im Gesicht und sieht den zweiten Platzverweis des Spiels. Wiese dagegen darf bis zuletzt auf dem Feld bleiben. „Das ist unglaublich. Er trifft mich auch am Kopf, eine klare Rote Karte“, schimpft Olic nach dem Spiel. Und Dietmar Beiersdorfer wettert: „Wiese hat den Stollen auf 1,80 Meter Höhe neben dem Gesicht des Stürmers. Ich habe nichts anderes als eine Rote Karte gesehen. Aus meiner Sicht wäre Ivi gut beraten gewesen, die Maske von Petr Cech zu tragen.“ Nur Wiese selber versteht die Aufregung nicht: „Das war eine alltägliche Szene. Ich treffe doch leicht den Ball. Das hat der Schiri super gesehen.“ Diese Meinung hat außer ihm wohl kaum jemand. Tatsächlich wird kurzzeitig sogar eine Ermittlung wegen Totschlags gegen Wiese in den Raum geworfen, aber auch schnell wieder fallen gelassen. Unter anderem, da selbst Olic sich gegen eine Klage entscheidet. „Die Geschichte ist für mich abgehakt. Es war keine Absicht. Ich verstehe auch nicht, dass man wegen so einer Sache Tim Wiese anzeigt.“ Immerhin entschuldigt sich der Übeltäter später beim HSV-Stürmer – per SMS. (mab) Aufstellung HSV: Frank Rost – Guy Demel (64. Juan Pablo Sorin), Bastian Reinhardt, Joris Mathijsen, Jerome Boateng (81. Piotr Trochowski) – Nigel de Jong, Vincent Kompany (72. Thimothee Atouba), David Jarolim, Rafael van der Vaart – Ivica Olic, Paolo Guerrero