- 04.06.2019

„Magengeschwür in Rautenform“: Marinus Bester rechnet mit den Bossen ab

Mehr als 19 Jahre war er für den HSV tätig: als Spieler, als Teamkoordinator, als Talente-Manager, als Co-Trainer. Marinus Bester war fast zwei Jahrzehnte die gute Seele des HSV. Ende Januar 2019 nahm der 50-Jährige Abschied von seinem Herzensklub, weil das Fass voll war, weil er sich eine weitere Zusammenarbeit unter Vorstands-Boss Bernd Hoffmann nicht mehr vorstellen konnte. In dem Talk-Format „Kalles Halbzeit im Verlies“ von Kiez-Größe Kalle Schwensen packte Bester, der ab der kommenden Saison den Oberliga-Klub TSV Buchholz 08 übernehmen wird, nun aus und rechnete mit dem HSV ab.

„Die letzten acht, neun Jahre hatte es schon Tradition, dass man im März von den Vorstandsvorsitzenden gesagt bekommen hat, dass wir als Mitarbeiter zusammenrücken müssen und nicht nachlassen dürfen. Wenn ich eines stellvertretend für alle Mitarbeiter in Anspruch nehmen darf, dann ist es, dass fast alle Abteilungen in den vergangenen Jahren top funktioniert haben – bis auf eine Abteilung“, sagte Bester und erklärte, warum er sich vom HSV verabschiedete: „Ich bin im Januar 50 geworden und wenn man sein Berufsleben dann mal Revue passieren lässt und in den vergangenen acht, neun Jahren dieses sportliche Elend beim HSV hautnah miterlebt hat, kommt man irgendwann an den Punkt, an dem man sich fragt: Willst du das noch weitermachen? Dann geht es irgendwann an die Gesundheit, dann bekommst du ein Magengeschwür in Rautenform. Ich bin dann zu der Überzeugung gekommen, dass ich etwas ändern will und etwas Neues machen will. Das habe ich mit Bernd Hoffmann besprochen und wir sind im Guten auseinander gegangen.“

Grundsätzlich sei es so: „Wenn man nicht mehr davon überzeugt ist, dass man sich auf dem richtigen Weg befindet, dann muss man die Konsequenzen ziehen. Und das war bei mir der Fall.“

Der Niedergang des HSV sei letztlich nur gerecht, führte Bester aus und nannte als Beispiel, dass der Vorstand um Hoffmann und Ex-Sportchef Ralf Becker im Oktober 2018 Bernhard Peters entließ. „Ich habe beim HSV nicht viele Mitarbeiter erlebt, die strukturell arbeiten, die versuchen, Strukturen aufzubauen. Bei Bernhard Peters war das der Fall. Das ist sicher auch ein streitbarer Typ. Man muss nicht alles gut finden. Aber der Mann steht für Leistungssport“, sagte der Ex-Profi. „Das ist für mich nach wie vor unfassbar, dass man diesen Mann, der in viereinhalb Jahren so viel auf die Beine gestellt hat, wie einen räudigen Hund vom Hof gejagt hat. Aber so ist der HSV. Neue Besen kehren nicht immer gut. Und das sehen wir jetzt beim HSV. Letztlich ist das vielleicht ein kleiner Teil, der zu dem Gesamtergebnis geführt hat, dass wir nicht aufgestiegen sind.“