Das sagt Hecking über Rassismus im Fußball und die Chancen von Fein
Dieter Hecking nimmt auf der Pressekonferenz Stellung zu den Fragen vor dem Spiel gegen Erzgebirge Aue am Sonnabend. Dabei spricht er über:
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die Reaktion der Mannschaft nach der Derby-Niederlage: „Manchmal verstehe ich Fragen nicht. Warum sollen wir nicht enttäuscht sein? Die Niederlage hat richtig weh getan. Die wird auch in einem halben Jahr noch weh tun. Irgendwann musst du aber den Turnaround schaffen. Du kannst das nicht zurückholen. Wenn wir keine Spiele mehr hätten, könnte ich mich weiter damit beschäftigen. Wir müssen die Niederlage aber aus den Köpfen rauskriegen.“
... seinen eigenen Umgang mit der Derby-Niederlage: „Man muss nicht alles in Frage stellen. Das werde ich nie tun. Ich habe den Spielern meine Sichtweise dargelegt. Ich bin da sehr rational denkend. Vielleicht fehlt mir manchmal die Emotion. Dass ich für alle sichtbar den Frust rauslasse, aber so bin ich nicht. Ob das richtig war oder nicht, werden wir in den nächsten Wochen sehen.“
... seine Erwartung an das Spiel in Aue: „Das, was ich immer auswärts erwarte. Eine volle Hütte. Die Mannschaft wird uns alles abverlangen. Ich habe gehört, dass es Schneefall in Aue geben soll. Die werden versuchen, uns ein Bein zu stellen. Das hat uns in den vergangenen Auswärtsspielen aber auch schon verfolgt.“
... die Kritik rund um den HSV: „Ich finde das alles ganz normal, auch wenn ich mich manchmal vielleicht anders positioniere. Ich kann vielem nichts abgewinnen, weil ich anders denke als Menschen, die das Glas immer halbleer sehen. Ich versuche auf einer Skala von 0 bis 10 immer zwischen 5 und 6 zu pendeln. Hektik zu verbreiten, das machen genügend Leute rund um den HSV, das widerstrebt mir. Ich habe immer gesagt, dass wir gut sind, aber das uns noch ein Stück fehlt. Ich bin sehr entspannt. Ich würde mir natürlich wünschen, dass wir so wie Bielefeld mit sechs Punkten Vorsprung auf Platz drei dastehen. Aber die Ruhe ist nicht gespielt. Wir haben ein Spiel verloren. Das Spiel hätten wir nicht verlieren dürfen.“
... die Zusammenarbeit mit Football-Coach Patrick Esume: „Es gibt immer die Idee, über den Tellerrand zu schauen. Wir haben miteinander telefoniert, uns sehr gut unterhalten. Das war noch vor dem Super Bowl. Den Faden haben wir in der Woche vor dem Derby wieder aufgenommen. Er wollte erst mal sich bei uns einen Einblick verschaffen. Das fand ich gut. Die nächsten zehn Tage werden wir nutzen, um uns näher kennenzulernen. Ob er irgendwann mal selbst ein Training macht, ist noch offen. Gestern haben wir schon zwei Stunden diskutiert, über Gott und die Welt, aber auch über das Derby. Das ist wirklich interessant und macht mir sehr viel Spaß. Was dabei herauskommt, ob Patrick mal eine Ansprache an die Mannschaft hält, ist noch ganz offen.“
... die Chancen auf ein Comeback von Adrian Fein: „Das kann ich noch nicht abschließend beurteilen. Er hat das ganze Training mitgemacht, ist da mit einem guten Gefühl rausgegangen, aber das muss sich heute und morgen weiter verfestigen. Es wird aber nur dann gehen, wenn er zu 100 Prozent bist. Mit 80 und 90 Prozent wird es nicht gehen.“
... die Startelf-Chancen von Aaron Hunt: „Hunt und Schaub ist auch weiterhin möglich. Aaron ist nicht in dem Spielrhythmus. Er weiß auch selbst, dass das nicht sein beste Leistung im Derby war, aber das bedeutet nicht, dass er nicht wieder von Anfang an spielen wird.“
... das verloren gegangene Joker-Glück: „Einmal hast du es, einmal hast du es nicht. Es aber nur daran festzumachen, dass die beiden (Kinsombi und Harnik) ihre Leistungen nicht gebracht haben, ist mir zu einfach. Es gibt keine hundertprozentige Garantie.“
... die Chancen von Narey und Jairo: „Ich sehe sie beide gut. Es ist das gängige Spiel, dass nach einem verlorenen Spiel direkt über Personalien nachgedacht wird. Ich ändere selten etwas, wenn es gut läuft. Mit beiden bin ich im Training einverstanden. Wenn sie ihre Chance kriegen, sollten sie ihre beste Leistung abrufen.“
... den Corona-Virus: „Wir reisen ganz normal. Da bin ich zu sehr Pragmatiker. Für die Betroffenen ist das keine einfache Situation. Wir können uns nicht vor allem schützen. Wenn unser Arzt der Meinung wäre, dass er mich informieren müsste, würde er das tun.“
... Rassismus im Fußball: „Wir haben diese Situation Gott sei Dank noch nicht gehabt. Es ist bei uns in der Kabine null Thema. Wir haben eine Multi-Kulti-Truppe. Wenn das einem von unseren Spielern passieren würde, wäre ich als Cheftrainer dafür, ein deutliches Zeichen zu setzen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass ich die Mannschaft vom Platz holen würde, wenn so etwas passieren würde. Ich lehne Rassismus in jeglicher Form ab.“
... die Frage der Führungsqualitäten seiner Spieler: „In den ersten 20 Minuten habe ich elf Leader gesehen. Wenn man die anderen 70 Minuten sagt, muss man sagen, nein, da hatten wir die Leader nicht auf dem Platz. Ein Leader bist du, wenn du auf dem Platz deine Leistung bringst. Und dann war ich auch nicht der Leader, den die Mannschaft gebraucht hätte.“