Heute vor 10 Jahren: Ein Weltstar trifft erstmals im Volkspark
Jubel 1:0 Ruud van Nistelrooy HSV Bundesliga Hamburger SV - FC Schalke 04
An Fußball denkt dieser Tage kaum jemand. Auch beim HSV sind die Tore geschlossen und die Profis ins Home Office geschickt worden.
Heute vor zehn Jahren sah das noch anders aus. In der Winterpause hatte der HSV den Weltstar Ruud van Nistelrooy verpflichtet. Dieser stand am 21. März 2010 zum ersten Mal bei einem Bundesliga-Heimspiel in der Startelf – und erlebte ein Wechselbad der Gefühle.
Er ist gekommen als großer Heilsbringer. Der HSV steht zu Beginn der Rückrunde gerade einmal vier Punkte hinter Tabellenführer Leverkusen und Wintertransfer Ruud van Nistelrooy soll den HSV jetzt in Richtung Meisterschaft schießen. Doch zunächst fällt der Star mit Wadenproblemen aus. Am 21. Spieltag ist es dann so weit: Beim 3:3 in Köln wird er eine Minute vor Schluss eingewechselt, kann jedoch keine Akzente mehr setzen. Eine Woche später sieht das schon anders. Als Joker reichen dem Holländer ganze 25 Minuten für einen Doppelpack und so führt er den HSV zu einem 3:1-Sieg in Stuttgart. Anschließend fällt er mit einer Muskelverhärtung aus.
Im UEFA-Cup stand er bereits vor heimischer Kulisse gegen Anderlecht (3:1) in der Startelf und knipste – jetzt also auch in der Bundesliga. An dem Sonntagnachmittag gastiert Schalke 04 im Volkspark, die unbedingt den Ausrutscher der Bayern in Frankfurt nutzen wollen, um an die Tabellenspitze zu springen. Doch nach einer zähen Anfangsphase ist es der HSV, der durch einen Treffer von van Nistelrooy die Führung übernehmen kann. Nach einem Fernschuss von Piotr Trochowski, den Schalke-Keeper Neuer nicht festhalten kann, staubt der neue Stürmer-Star gekonnt ab und bringt die Rothosen kurz vor dem Pausenpfiff (40.) in Front.
Die zweite Hälfte beginnt zerfahren. In der 62. Minute gelingt Schalke dann der Ausgleich. David Rozenahl verlängert unfreiwillig eine Flanke von Alexander Baumjohann und am zweiten Pfosten braucht Ex-Nationalspieler Kevin Kuranyi nur noch einzunicken. Nur wenige Minuten später unterläuft van Nistelrooy ein folgenschwerer Fehler: Nach einem Ballverlust hetzte er dem Spielgeschehen bis in den eigenen Sechzehner hinterher, dort bringt er Baumjohann unglücklich zu Fall. Elfmeter! Diesen verwandelt Ivan Rakitic, gleich doppelt. Der erste Versuch wird wiederholt, da zu viele Spieler bei der Ausführung bereits im Strafraum stehen. Aber es hilft nichts, auch der zweite Versuch sitzt und der HSV liegt ab der 68. Minute zurück.
Es dauert einen Moment, doch dann schlägt der HSV zurück. Trochowski setzt sich auf der Außenbahn durch, spielt einen flachen Pass durch den Fünfer, den Jonathan Pitroipa am Ende nur noch über die Linie drücken muss (77.) – der Ausgleich. Kurz darauf ist für van Nistelrooy Schluss. In der 80. Minute wechselt Trainer Bruno Labbadia seinen Star aus und bringt den Schweden Markus Berg. In einer turbulenten Schlussphase drängen beide Mannschaften auf den Siegtreffer, der aber nicht mehr gelingen will.
So musst auch van Nistelrooy nach dem Spiel festhalten: „Das 2:2 bringt uns zwar in der Tabelle nicht weiter, aber die Art und Weise, wie wir den Punkt erkämpft haben schon.“ Trotz des verursachten Elfmeters, der zwar kein klares Foul gewesen sei, aber wohl vertretbar, zeigt er sich positiv gestimmt: „Ich hatte richtig Lust auf das Spiel. Die Fans hier sind genauso super wie in Manchester – eine tolle Stimmung.“ Am nächsten Tag titelt die MOPO: „Ruuds Reise vom Himmel zur Hölle“.
Der HSV beendete die Saison auf dem siebten Platz und verpasst somit den Einzug in den UEFA-Cup. Was zum Teil auch daran lag, dass van Nistelrooy nicht so einschlug wie gehofft. In den folgenden Spielen gelangen ihm nur noch zwei Treffer. (mab)
Aufstellung HSV: Frank Rost – Thomas RinconRozehnalMathijsenJansen David Jarolim, Zé Roberto, Tunay Torun (71. Jonathan Pitroipa) , Piotr Trochowski – Ruud van Nistelrooy (80. Marcus Berg), Mladen Petric