- 10.04.2020

HSV-Fans und Spieler benehmen sich daneben


Verzweifelt kämpfen Bernd Hollerbach und Björn Schlicke um den Ball. (Foto: Witters)
Der Ruf als Chaos-Klub haftet dem HSV schon länger an. Selbst während der fußballfreien Corona-Pause schafft es der HSV, mit einem Streit im Vorstand für negative Schlagzeilen zu sorgen.
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Auf die Spitze trieb es aber wohl ein Spiel gegen Borussia Dortmund, welches heute vor 16 Jahren stattfand.
Am 10. April 2004 empfängt der HSV den BVB in der AOL-Arena. Die Stimmung ist schon vor dem Spiel angespannt. Der HSV droht im grauen Mittelfeld der Tabelle zu verschwinden. Die Ambitionen, sich für das internationale Geschäft zu qualifizieren, rücken immer weiter in die Ferne. Die 1:4-Pleite gegen Schalke aus der Vorwoche dient auch nicht gerade als Stimmungsaufheller. Die Saison verläuft bisher gegen alle Vorstellung. Einzig im DFB-Pokal präsentiert sich der HSV akzeptabel, aber auch hier ist nach Runde drei Schluss. Der FC Bayern ist schlicht eine Nummer zu groß. Im UEFA-Cup ist man bereits raus. In der ersten Runde blamiert sich die Mannschaft von Klaus Toppmöller nach einem 2:1-Hinspielsieg, im Rückspiel bei Dnipro Dnipropetrovsk mit 0:3. Einzig die Heimstärke der Hamburger bewahrt den HSV vor dem Abstiegskampf. Elf Spiele in Folge sind die Rothosen in der AOL-Arena ungeschlagen. Lediglich eine Niederlage am vierten Spieltag gegen Bayern mussten die HSV-Fans zu Hause ertragen, doch an diesem Tag hilft nicht einmal die Kulisse mit 52.204 Zuschauern. Blutleer tritt der HSV auf. Torsten Frings schießt nach acht Minuten das 1:0, Jan Koller legt nach einer halben Stunde nach – 0:2. Der HSV setzt sich kaum zu Wehr. Stefan Wächter verhindert eine höhere Niederlage. Erst nach dem Spiel überschlagen sich die Ereignisse.
Pressesprecher Marinus Bester bittet Bernd Hollerbach und Nico Hoogma nach der Partie, TV-Interviews zu geben, und wird vor den Pressevertretern weggeschubst. Hoogma entschuldigt sich später, aber da ist das Kind schon in den Brunnen gefallen. Auch die Fans machen ihrem Frust Luft. Nach dem Spiel wird ihnen eine Aussprache mit den Spielern versprochen, blöd nur, dass diese davon nichts wissen. Nico Hoogma wird beim Verlassen des Stadions von mehreren Fans in die Enge getrieben. Er und alle folgenden Spieler werden von Sicherheitskräften zu den Autos geleitet.
„Was da passiert ist, kann nicht angehen“, schimpft später Klubboss Bernd Hoffmann. Auch Kapitän Hoogma zeigt sich enttäuscht: „Sechs Jahre lang gebe ich alles für den Verein und das ist der Dank.“ Auch Sportchef Dietmar Beiersdorfer ist bedient: „Es kann nicht sein, dass unsere Spieler tätlich angegriffen werden. Bei aller Enttäuschung, aber da hört der Spaß auf.“ Wenig Spaß dürften auch die Spieler am Folgetag gehabt haben. In einer 30-minütigen Ansprache kritisierte Beiersdorfer das Verhalten der Spieler auf dem Feld. Auch die Berichterstattung war nicht sonderlich milde. Die MOPO titelte: Das Urgestein bröckelt.
Nach der Pleite gegen Dortmund geht es beim HSV nur noch darum, die Saison ohne weitere Schäden zu überstehen. Selbst Beiersdorfer kann die Situation nicht schönreden. Ziel sei es, den achten Platz irgendwie zu verteidigen, so der Sportchef. Ein Ziel, was der HSV erreichen soll. Vier Siege sammelt die arg gescholtene Truppe von Klaus Toppmöller aus den letzten sechs Spielen, lediglich beim Nordrivalen und späteren Meister Werder Bremen setzt es noch eine richtige Klatsche: Mit einem 0:6 treten die Rothosen die Rückreise an. Auch die neue Saison beginnt wenig vielversprechend. Zwei Siege und sechs Niederlagen aus den ersten acht Spielen bedeuten das Ende von Klaus Toppmöller auf der Trainerbank des HSV. Für ihn übernimmt Thomas Doll. Bereits in der Folgesaison führt dieser den HSV in die Champions League. (mab)
Aufstellung HSV: Stefan Wächter – Nico-Jan Hoogma, Tomás Ujfalusi, Bernd Hollerbach, Raphael Wicky – Björn Schlicke, David Jarolim (80. Bastian Reinhardt), Mehdi Mahdavikia, Stephan Kling (46. Naohiro Takahara, 64. Vyacheslav Hleb), Sergej Barbarez – Bernardo Romeo