Zittersieg reicht nicht: Der Anfang vom Ende für Labbadia beim HSV
10. April 2010: Robert Tesche (l.) und Ruud van Nistelrooy bejubeln den Führungstreffer in Bochum. (Foto: Witters)
Aktuell beschäftigt vor allem die Corona-Krise das Geschehen und ist Thema Nummer eins bei jedem Menschen – auch beim HSV. Heute vor zehn Jahren hingegen stand ein anderes Thema auf der Tagesordnung: Es ging für den HSV um den Einzug ins europäische Geschäft.
Am 11. April 2010 stand für die Hamburger, seinerzeit Sechster, ein wichtiges Auswärtsspiel beim Tabellen-15. VfL Bochum an. Wie spannend und zäh es werden würde, hätte im Vorfeld keiner gedacht.
Europa. Das ist das große Ziel für den HSV in diesen Tagen, nachdem man in einer denkwürdigen Woche in der Vorsaison noch so knapp im Halbfinale der Europa League an Werder Bremen gescheitert war. Auch in der laufenden Spielzeit sind die Hamburger nach dem Viertelfinal-Sieg gegen Standard Lüttich (2:1/3:1) noch immer im Rennen, in rund zwei Wochen würde das Halbfinale gegen den FC Fulham anstehen. Zunächst gilt es aber, sich beim abstiegsbedrohten VfL Bochum keinen Ausrutscher zu erlauben, um auch im nächsten Jahr wieder international dabei sein zu dürfen.
Die Konkurrent um die internationalen Plätze hat an diesem 30. Spieltag bereits vorgelegt, sowohl Werder Bremen (4:0 gegen Freiburg) als auch der VfB Stuttgart (1:0 bei Hertha BSC) hatten ihre Aufgaben gegen die Kellerkinder der Liga erfüllt. Und auch für den HSV beginnt die Partie in Bochum sehr gut, Robert Tesche, der Jahre später einmal zum VfL Bochum wechseln wird, köpft die Hamburger nach 18 Minuten in Führung. Alles läuft in die richtige Richtung für die Mannschaft von Trainer Bruno Labbadia.
Bochum gibt sich aber nicht geschlagen und hält dagegen. Und nach 32 Minuten gelingt den Hausherren tatsächlich die Überraschung: Zlatko Dedic gelingt mit einem strammen Rechtsschuss auf einmal der umjubelte Ausgleich für den VfL, der jeden Punkt im Abstiegskampf benötigt und nur einen einzigen Punkt über dem Strich steht. Eine Überraschung gegen den HSV – und man könnte die Konkurrenz auf bis zu vier Punkte distanzieren.
Tatsächlich scheint für die Bochumer alles nach Plan zu laufen, sie verteidigen aufopferungsvoll das Remis gegen eine Hamburger Mannschaft, die es nicht schafft, den Siegtreffer zu erzwingen. Zumindest nicht bis zur 88. Minute – denn dann folgt genau der Moment, auf den die HSV-Fans gewartet haben. Zé Roberto flankt von der Außenbahn in die Mitte, wo Ruud van Nistelrooy den Ball zwar verpasst – doch der eingewechselte Bochumer Andreas Johannson drückt den Ball unglücklich selbst über die Linie. Ein Eigentor, das die Hamburger in großen Jubel ausbrechen lässt. Den Bochumern sollte der Klassenerhalt später nicht mehr gelingen.
Das 2:1 ist ein echter Kampfsieg für den HSV, der die Chancen um die internationalen Plätze wieder verbessert. Doch es sollte der letzte Erfolg für Labbadia als HSV-Trainer bleiben. Eine empfindliche Heimniederlage gegen Mainz (0:1) und eine Klatsche in Hoffenheim (1:5) sorgen in den kommenden zwei Wochen für das Ende der Europa-Träume beim HSV. Einen Tag später muss auch Labbadia gehen, Ricardo Moniz übernimmt übergangsweise. Doch selbst das soll keine Wirkung mehr zeigen: Am Ende landen die Hamburger nur auf Platz sieben – und verpassen mit einem 0:0 und 1:2 gegen den FC Fulham in der Europa League zudem das Finale. (rmy)
Aufstellung HSV: Frank Rost – Dennis Aogo, Jerome Boateng, Guy Demel (63. Marcus Berg), Joris Mathijsen – David Jarolim, Zé Roberto, Robert Tesche (76. Tomas Rincon) – Mladen Petric, Tunay Torun (46. Piotr Trochowski), Ruud van Nistelrooy