- 08.05.2020

Derbyfight reicht nicht, um Chaos-Saison zu retten


Auch der Treffer von Ruud van Nistelrooy konnte am Ende das Verpassen der Ziele nicht verhindern. (Foto: Witters)

Der HSV arbeitet mit Hochdruck auf den Neustart der Saison hin. Heute vor zehn Jahren war die Saison schon fast vorbei. Zum Abschluss einer chaotischen Spielzeit, in der von frühen Meisterschaftshoffnungen, Pokalblamagen und dem spät geplatzten Traum des Europa-League-Finals im eigenen Stadion alles dabei war, reisten die Rothosen nach Bremen. Es brauchte die Unterstützung der Konkurrenz, wenn es noch etwas werden sollte mit dem internationalen Geschäft.

Es ist der 08. Mai 2010. Beim HSV ist die Katerstimmung nach der bitteren 1:2-Pleite bei Fulham, welche das Aus in der Europa League und somit das knappe Verpassen des Heimfinales bedeutet, langsam verflogen. Interimscoach Ricardo Moniz, der für Bruno Labbadia übernahm, hatte seine Mannschaft für das Ligaspiel gegen Nürnberg nochmal richtig heiß gemacht. Mit 4:0 fegte der HSV den Gegner aus dem Stadion und weil der VfB Stuttgart parallel patzte, bietet sich dem HSV am letzten Spieltag noch die Chance den sechsten Platz und somit die Europa League zu erreichen. Dafür braucht es allerdings einen eigenen Sieg und eine Niederlage der Stuttgarter in Hoffenheim.

Der HSV ist von Beginn an gut in der Partie. Ruud van Nistelrooy zwingt Tim Wiese bereits nach wenigen Minuten mit seinem Kopfball zu einer Glanztat (8.). Auch David Jarolim hat mit seinem Heber die Führung auf dem Fuß, doch auch diesen Versuch weiß der Nationalkeeper im Bremer Tor zu entschärfen (8.). Nach einer starken Viertelstunde schläft das Spiel ein. Erst in der Schlussphase der ersten Halbzeit kommt wieder Tempo auf. Jonathan Pitroipa schüttelt mühelos seinen Gegenspieler ab und zieht im Strafraum ab, Naldo kratzt den Versuch von der Linie. Auf der Gegenseite scheitert Claudio Pizarro nach einer Freistoßflanke am Pfosten. Es geht in die Pause. Stuttgart geht in Hoffenheim mit einem 1:1 in die Katakomben, zu wenig für den HSV.

Aus der Halbzeit kommt der HSV erneut offensiv bemüht heraus. Nach einer Flanke aus dem Halbfeld taucht van Nistelrooy frei im Strafraum auf, doch sein Kopfball streicht knapp am Tor vorbei (52.). Kurze Zeit später dann der Schock für den HSV. Pitroipa lässt Clemens Fritz auf der rechten Seite zu einfach passieren, der Bremer legt quer und Pizarro veredelt mit der Hacke (58.) – 1:0 für Werder und die Resthoffnung auf Europa bekommt deutliche Risse, zumal Stuttgart weiterhin das Unentschieden bei Hoffenheim hält. Auf einmal hat Werder die Oberhand, der HSV scheint geschockt. Frank Rost pariert stark gegen den völlig freistehenden Hugo Almeida (68.). Es ist ein Wachruf.

Noch ein letztes Mal bäumt sich der HSV auf und kommt zu Chancen und schließlich auch zum Ausgleich. Ze Roberto marschiert auf die Grundlinie durch, legt zurück auf den Elfmeterpunkt, dort wartet bereits van Nistelrooy, der das Leder humorlos unter die Latte nagelt – nichts zu halten für Wiese. Nur Sekunden später hat der HSV sogar den Siegtreffer auf dem Fuß, doch Jerome Boateng verzieht knapp und so sind es am Ende nur die Bremer, die jubeln. Werder sichert Platz drei und damit die Teilnahme an der Champions League Qualifikation, der HSV muss die internationalen Wettbewerbe im TV verfolgen. Es sei eine große Enttäuschung, sagt Mladen Petric nach Abpfiff, „weil wir uns am Anfang der Saison Ziele gesteckt haben und nun mit leeren Händen dastehen.“ Auch HSV-Boss Bernd Hoffmann ist bedient: „Wir haben in der Saison viele Möglichkeiten liegen gelassen und am Ende der Spielzeit dafür die Quittung bekommen.“ Die MOPO titelt am nächsten Tag: Mit Anstand – aber leeren Händen!

Nicht nur die verpassten Ziele geben Fragen auf. Es ist immer noch ungeklärt, wer das Amt von Bruno Labbadia final übernehmen soll. Ricardo Moniz soll Interesse haben aus der vorübergehenden Beschäftigung eine längerfristige zu machen, Lucien Favre und Marcel Koller gelten als weitere Kandidaten. „Trainingsauftakt ist Ende Juni, unser erstes Spiel am 15. August“, erklärt Hoffmann. „Bis dahin werden wir alle wichtigen Entscheidungen ohne Hast treffen.“ Am Ende fällt die Entscheidung auf Armin Veh, der nach 26 Spieltagen und einer 0:6-Klatsche in München wieder gehen muss. (mab)

Aufstellung HSV: Frank Rost – Guy Demel, Joris Mathijsen, Jerome Boateng, Dennis Aogo (73. Eljero Elia) – David Jarolim,  Zé Roberto, Piotr Trochowski, Jonathan Pitroipa – Ruud van Nistelrooy, Mladen Petric