Sensation in Bielefeld: Labbadia zerstört die Titelträume des HSV
Bruno Labbadia, damals noch im Trikot von Arminia Bielefeld, lässt dem HSV und Nico-Jan Hoogma keine Chance. (Foto: Witters)
Seit wenigen Tagen steht fest: Bruno Labbadia wird neuer Trainer von Hertha BSC und soll den Klub aus der Hauptstadt nach überstandener Corona-Krise auch aus der sportlichen Krise holen. Heute vor 20 Jahren sorgte er für eine Krise beim HSV – denn mit seinem damaligen Klub Arminia Bielefeld beendete Labbadia auf sensationelle Art und Weise die Träume der Hamburger, nach 17 wieder einmal den Titel in der Bundesliga zu holen.
Der HSV hat erstmals seit 1983 wieder die Chance auf die Meisterschaft in der Bundesliga.
Nur zwei Niederlagen gab es seit der Winterpause, zuletzt gelangen der Mannschaft von Trainer Frank Pagelsdorf sogar vier Siege in Folge. Als Tabellendritter haben die Hamburger nur sechs Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Bayer Leverkusen und vier Zähler bis zum Zweiten Bayern München – und das sechs Spieltage vor Schluss. Im Kampf um den Titel scheint alles noch offen.
Arminia Bielefeld soll dabei kein echter Stolperstein für den HSV sein. Die Bielefelder hängen seit Saisonbeginn im Tabellenkeller fest, nach nur einem Sieg aus sechs Spielen ist die Arminia inzwischen sogar Tabellenletzter. Im Hinspiel gab es ein klares 5:0 für den HSV und Bielefeld braucht für den Klassenerhalt, der ganze elf Punkte entfernt ist, inzwischen ein kleines Fußballwunder. Doch genau das sollten sie am 12. April 2000 bekommen.
Dabei beginnen die Hamburger eigentlich gewohnt stark und sind von der ersten Minute an präsent. Den ersten Schock gibt es nach nur sechs Minuten: Bernd Hollerbach verliert den Ball in der Vorwärtsbewegung an Dirk van der Ven, dessen Flanke bei Arminias Mittelstürmer Bruno Labbadia landet – per Kopf lässt er Jörg Butt im HSV-Tor keine Chance. Und es bleibt nicht bei dem einzigen frühen Schock: Bereits in der neunten Minute muss Kapitän Martin Groth verletzt vom Platz. Eine komplett missratene Anfangsphase.
Der HSV hat Mühe, sich von diesen ersten Minuten zu erholen, und die Arminia macht weiter das Spiel. Bis zur Pause haben die Hausherren noch weitere gute Möglichkeiten, verpassen es jedoch, das zweite Tor nachzulegen. Erst nach der Halbzeit kommen die Hamburger besser aus der Kabine und drängen auf den Ausgleich. Mitten in die beste Phase kontert Bielefeld die HSV-Mannschaft aus, Markus Weissenberger wird von Ingo Hertzsch im letzten Moment gestoppt. Die Konsequenz: Rot für Hertzsch, Elfmeter für die Arminia, den Thomas Stratos sicher verwandelt (66.). Der K.o. für den HSV.
Ab jetzt gelingt ihnen nichts mehr, es ist keine Struktur mehr im Spiel der Hamburger und auch nach vorne soll es nicht mehr klappen. „Flanken und Pässe kommen mit der Streuung einer abgesägten Schrotflinte, das Angriffspiel hat die Präzision von Steuerschätzungen“, schreibt die MOPO am nächsten Tag. Zu allem Überfluss fängt sich der HSV in der Schlussphase auch noch das 0:3 durch den eingewechselten Berkant Göktan (75.) – die Blamage ist perfekt.
„Wir sind nicht mit der richtigen Einstellung in Spiel gegangen“, wettert Teammanager Bernd Wehmeyer nach Spielschluss. Und auch Thomas Doll erkennt: „Es ist bitter, wenn man beim Letzten verliert, aber wir hatten keine Chancen. Im Derby in Bremen haben wir viel wiedergutzumachen.“
Das soll jedoch nicht gelingen. Für den HSV enden an diesem Tag die Träume vom Titel, weil auch am darauffolgenden Wochenende gegen Werder Bremen (0:0) kein Sieg gelingt. Im Gegenteil: Das nächste Auswärtsspiel bei Eintracht Frankfurt, als Sechzehnter ebenfalls mitten im Abstiegskampf, geht erneut blamabel mit 0:3 verloren. München und Leverkusen punkten in der Zwischenzeit munter weiter, Bayer entscheidet auch das direkte Duell gegen den HSV am 32. Spieltag mit 2:0 für sich. Am Ende hat der HSV 14 Punkte (!) Rückstand auf Meister Bayern München und den Zweiten Bayer Leverkusen – und nach der Pleite in Bielefeld nur noch eins von sechs Spielen gewonnen. (rmy)
Aufstellung HSV: Jörg Butt – Thomas Gravesen, Ingo Hertzsch, Bernd Hollerbach, Nico-Jan Hoogma – Andrej Panadic, Martin Groth (9. Fabian Ernst), Niko Kovac – Roy Präger, Soner Uysal (79. Vahid Hashemian), Thomas Doll (63. Rasoul Khatibi)