- 30.04.2020

Leverkusen feiert im Volkspark – und ist heiß auf einen HSV-Torwart


Michael Ballack und Torben Hoffmann bejubeln den Sieg in Hamburg. (Foto: Witters)

Im Volkspark sind schon einige Titelkämpfe entschieden worden. Auch in dieser Saison könnte es nach einem möglichen Bundesliga-Neustart nach der Corona-Krise noch zu dramatischen Szenen im Volkspark kommen. Heute vor 20 Jahren schien der HSV der letzte Stolperstein auf dem Weg zur Meisterschaft für Bayer Leverkusen zu sein.

Der HSV steckt in der kleinen Krise, wenn man das als sicher Teilnehmer der Champions League so von sich behaupten darf. Seit drei Spielen warten die Rothosen nicht nur auf einen Sieg, sondern sogar auf einen Treffer. Verletzungspech und fehlender Ersatz bereiteten dem HSV in den vergangenen Spielen große Sorgen. Trotzdem scheint für Leverkusen der HSV die letzte Hürde auf dem Weg zur Meisterschaft zu sein. Am 30. April 2000 gastiert der Tabellenführer im Volkspark, um die letzten Schritte zum Titel zu nehmen. Die beiden verbleibenden Spiele gegen Frankfurt und Unterhaching aus dem Tabellenmittelfeld scheinen nur Formsache zu sein.

Mit dem enormen Selbstbewusstsein einer Spitzenmannschaft tritt Leverkusen in Hamburg an. Vom Anpfiff weg dominieren die Gäste das Geschehen, der HSV läuft meistens nur hinterher. Nach 19 Minuten taucht Zé Roberto vor dem Tor von Hans Jörg Butt auf. Der Brasilianer bleibt cool und vollstreckt zum 1:0. Zehn Minuten später ist es Jens Nowotny, der nach schöner Kombination krachend zum 2:0 abschließt. Der HSV kommt nicht mehr ins Spiel. Die Rollenverteilung ist eindeutig: „Das ist eben der Unterschied zwischen dem Ersten und dem Dritten“, erklärt ein niedergeschlagener Andreas Fischer nach dem Spiel.

Während auf dem Feld schon eine vorzeitige Meisterfeier steigt, wird hinter den Kulissen gepokert. Der HSV muss sich für die kommende Saison neu aufstellen, will man in der Champions League mithalten. „Wir müssen noch in allen Mannschaftsteilen was tun“, sagt Trainer Frank Pagelsdorf. Doch erst mal muss er aufpassen, dass er sein Personal beisammenhält. Der Flirt zwischen Leverkusen und Butt wird immer heißer. Manager Rainer Calmund geht nach dem Spiel in die Offensive: „Wenn man an so einem Weltklassetorwart nicht interessiert ist, muss man verrückt sein.“ Auch Niko Kovac bekommt Avancen von einem anderen Klub gemacht – der FC Bayern zeigt Interesse. Uli Hoeneß persönlich stellte eine zweistellige Millionenablöse in den Raum, doch der HSV blockt ab.

Der HSV verteidigt Platz drei und zieht in die Champions League ein. Leverkusen geht als Tabellenführer in den letzten Spieltag, alles erwartet eine rauschende Party am Bayerwerk, aber es kommt anders. Ein Eigentor von Michael Ballack gegen Unterhaching bringt die Werkself auf die Verliererstraße, auf der Zielgeraden ziehen die Bayern noch vorbei. Das bessere Torverhältnis entscheidet am Ende zugunsten der Münchener.

Kovac und Butt bleiben zunächst noch ein weiteres Jahr in Hamburg. Doch schon im übernächsten Jahr wird sowohl Butt bei Leverkusen als auch Kovac bei Bayern spielen. (mab)

Aufstellung HSV: Hans Jörg Butt – Nico Hoogma, Andrej Panadic, Ingo Hertzsch (80. Martin Groth),  Andreas Fischer – Thomas Gravesen, Niko Kovac, Bernd Hollerbach – Mehdi Mahdavikia, Soner Uysal (72. Harald Spörl), Roy Präger (87. Thomas Doll)