0:6! Ailton und Werder Bremen blamieren den HSV
Ailton bejubelt seinen Treffer gegen den HSV. (Foto: Witters)
Es gibt einige Dinge, die lassen einen Fußballfan nicht in Ruhe schlafen: verpasste Saisonziel, hohe Niederlagen – und Derbypleiten. Während in dieser Saison zwar beide Stadtderbys gegen den FC St.
Pauli verloren gingen, ist der HSV immerhin bei den Saisonzielen noch auf einem guten Weg. Heute vor 16 Jahren lagen die Nerven hingegen schon vor dem Nordderby gegen Werder Bremen blank. Ein Sieg musste her, um die Hoffnungen auf Europa aufrechtzuerhalten.
Es ist bisher eine absolute Seuchensaison für den HSV. Nichts funktioniert so, wie es geplant war. Die Mannschaft von Klaus Toppmöller versinkt im Tabellenmittelfeld. Europa ist schon vor dem Spiel in Bremen nur noch theoretisch ein Thema. Am 1. Mai 2004 muss der HSV also nicht nur gegen die platzenden Hoffnungen auf einen glimpflichen Saisonausgang spielen, sondern auch gegen die entfesselt aufspielende Truppe von Thomas Schaaf. Der Meistertitel rückt für sie schließlich immer näher.
Vom Anpfiff weg ist die Rollenverteilung klar. Werder tut das, was sie können – und das ist Offensivfußball. Der HSV beschränkt sich aufs Verteidigen. Die erste Überraschung findet sich schon auf dem Spielberichtsbogen. Für den schwächelnden Stefan Wächter rückt Tom Starke ins HSV-Tor, eine gewagte Maßnahme gegen den besten Sturm der Liga. Eine Viertelstunde hält der HSV stand, doch ab dann geht praktisch alles schief. Es gibt Eckball für Werder, den tritt Johan Micoud auf den Fünfer, wo Sergej Barbarez in bester Stürmermanier den Schädel hinhält – Eigentor und 1:0 (17.). Es ist bereits ein erster Vorbote, wie dieser Nachmittag für den HSV enden könnte.
Nur Minuten später gibt es Freistoß für Werder. Valerien Ismaël hält drauf, Starke spekuliert und muss den relativ mittig platzierten Ball passieren lassen (19.). In den Logen wird bereits gefeiert und auf dem Platz spielt Werder gnadenlos weiter. Noch vor der Pause erhöht Ivan Klasnic auf 3:0 (39.), der HSV ist hoffnungslos unterlegen. Der zweite Durchgang beginnt, wie der erste aufgehört hat. Ailton taucht völlig frei vor Starke auf und schlenzt unhaltbar zum vierten Treffer (48.). Das Weserstadion wird zum Tollhaus. Im Jubelrausch reißt sich der Brasilianer das Trikot vom Leib – spätestens jetzt ist klar, das Ding ist durch. Werder nimmt einen Gang raus, aber der HSV ist heute selbst dann nicht in der Lage, sich zu wehren.
Der eingewechselte Nelson Valdez setzt noch einen drauf, aus spitzem Winkel bekommt er das Leder an Starke vorbei. Es ist das zweite Tor, bei dem der Schlussmann nicht glücklich aussieht (80.). Werder hat immer noch nicht genug und der HSV lädt erneut ein. Nach einem Handspiel von Bastian Reinhardt gibt es Strafstoß. Viktor Skripnik, der am Saisonende zurück in die Ukraine wechselt, bekommt sein Abschiedsgeschenk – 6:0 für Werder (84.). Im grün-weißen Jubel schleichen die gedemütigten HSV vom Feld. Das Thema Europa ist endgültig vorbei, selbst in der Theorie. Werder macht eine Woche später in München den Titel klar. Für den HSV eine Mittelfeld-Saison zum Vergessen. (mab)
Aufstellung HSV: Tom Starke – Tomas Ujfalusi, Nico Hoogma, Bastian Reinhardt – Milan Fukal, Björn Schlicke, Raphael Wicky, Mehdi Mahdavikia, Sergej Barbarez, Collin Benjamin (60. Rodolfo Cardoso) – Vyacheslav Hleb (60. Bernado Romeo)