- 04.05.2020

Nach HSV-Blamage: Van Drongelen bricht in Tränen aus


Rick van Drongelen bricht nach den Beschimpfungen der Fans in Tränen aus. (Foto: Witters)

Es gab Zeiten, da weinten die Gegenspieler, als sie den Volkspark verließen. Es gab Zeiten, da hatten die HSV-Spieler Freudentränen in den Augen. Heute vor einem Jahr flossen auch Tränen im Volkspark – aber es waren ganz sicher keine HSV-Freudentränen. Und auch der Gegner hatte nicht viel zu beklagen an diesem Nachmittag.

Eigentlich hätte die Saison ganz anders laufen sollen. Nach dem ersten Abstieg der Bundesliga-Historie ist der Wiederaufstieg beim HSV eigentlich fest eingeplant, doch in einer holprigen Saison droht der Klub auf der Zielgeraden, das Ziel noch zu verpassen. Nach der Niederlage gegen Union Berlin fielen die Hanseaten das erste Mal seit dem 10. Spieltag aus den Aufstiegsrängen. Im Heimspiel am 4. Mai 2019 gegen den abstiegsgefährdeten FC Ingolstadt soll nun alles besser werden. Unter der Woche war der HSV extra noch im Kurztrainingslager, Trainer Hannes Wolf will seine Mannschaft für die letzten drei Spiele einschwören. Doch alle Maßnahmen sind bereits nach wenigen Minuten über Bord geworfen.

Leo Lacroix unterläuft einen langen Ball der Gäste, Dario Lezcano zieht davon und hämmert von der Strafraumkante in die Maschen (8.). Nichts zu halten für Julian Pollersbeck im Tor. Der Schock beim HSV sitzt tief, lediglich Bakary Jatta kann mit einem Kopfball noch für Gefahr sorgen, doch das Leder geht knapp am Kasten vorbei (17.). So geht es mit dem Rückstand in die Pause. Im zweiten Durchgang drücken die Hausherren auf den Ausgleich, aber so richtig will nichts zusammenlaufen. Insgesamt 19 Schüsse feuert der Gastgeber in Richtung des Ingolstädter Tors ab. Chancen sind allerdings Mangelware.

Es kommt, wie es kommen muss. Nach einem eigenen Eckball läuft der HSV in einen Konter. Thomas Pledel trifft zum 2:0 (68.), Verzweiflung macht sich im Volkspark breit. Die Fans bejubeln höhnisch jede gelungene Szene der Ingolstädter, der HSV steht komplett neben sich. Nur vier Minuten nach dem 2:0 macht Ingolstadt den Deckel drauf. Der HSV kann den langen Ball nicht klären, Marcel Gauß staubt ab und profitiert davon, dass sein Schuss noch abgefälscht wird – 3:0.

Für einige Fans ist das zu viel, einige gehen vorzeitig nach Hause. Und auch nach dem Abpfiff entlädt sich der Frust. Die Spieler, die zunächst in die Kabine gehen, stellen sich den verbliebenen Anhängern in der Nordkurve und bekommen einiges zu hören. Geknickt lassen die Spieler die Schimpftiraden über sich ergehen. Doch schließlich brechen bei einem Mann die Dämme: Unter Tränen trottet Abwehrchef Rick van Drongelen zurück in die Kabine.

Das Stadion ist schon vollkommen leer, als es zum HSV-Gipfeltreffen kommt. Die Zukunft von Hannes Wolf steht zur Debatte. Hatte er nach der Union Pleite noch volle Rückendeckung bekommen, ist nach diesem Auftritt alles offen: „Wir müssen uns erst mal in Ruhe hinsetzen und die Situation besprechen. Am Ende geht es um den Verein“, sagt der damalige Sportchef Ralf Becker der MOPO. Vieles deutet auf einen Trainerwechsel hin, doch überraschend bleibt Wolf zunächst noch im Amt. Die MOPO titelt: Wolf wankt, fällt aber nicht.

Das Ende von Wolf ist spätestens eine Woche später besiegelt. Der HSV kommt in Paderborn mit 1:4 unter die Räder, der Aufstieg ist nun auch rechnerisch futsch. Am letzten Spieltag darf der angezählte Trainer noch einen 3:0-Sieg gegen Duisburg feiern – es ist seine letzte Amtshandlung. Zur neuen Saison wird er von Dieter Hecking ersetzt. (mab)

Aufstellung HSV: Julian Pollersbeck – Gotoku Sakai (64. Josha Vagnoman), Leo Lacroix, Rick van Drongelen, Douglas Santos – Orel Mangala (78. Vasilije Janjicic), Khaled Narey, Hee-Chan Hwang (63. Pierre Michel Lasogga), Berkay Özcan, Bakary Jatta – Manuel Wintzheimer