- 11.05.2020

Der HSV holt den Europapokal – und wirft dann den Trainer raus


Torschütze Georg Volkert feiert den Sieg im Europapokal der Pokalsieger. (Foto: Witters)
Es ist einer der größten Tage in der Vereinsgeschichte des HSV. Das Flutlicht erhellte das Olympiastadion in Amsterdam am 11.
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Mai 1977, ein Mittwochabend, an dem trotzdem 66.000 Zuschauer den Weg ins Stadion gefunden haben. Für den HSV war es ein steiniger Weg bis ins Finale des Europapokals der Pokalsieger. Bereits nach dem Viertelfinal-Hinspiel gegen MTK Budapest (1:1) standen die Rothosen gehörig unter Druck und bewiesen Nervenstärke. Mit 4:1 siegte der HSV und zog souverän ins Halbfinale ein, wo man bei Atletico Madrid mit 1:3 baden ging. Erneut war es ein überragendes Rückspiel (3:0), welches das Ticket für Amsterdam löste.
Ein dunkler Schatten, der schon die gesamte Saison über dem HSV hängt, ist dabei allerdings der Machtkampf zwischen Manager Peter Krohn und Trainer Kuno Klötzer. Mehrfach attackiert der Manager seinen Coach öffentlich, das Aus nach der Saison steht schon lange fest. Nach einem schwachen Spiel in der Liga lässt der Manager wissen: „So, meine Herren, ich darf Ihnen heute mitteilen, dass für die Mannschaftsaufstellung und die taktische Ausrichtung einzig und allein Herr Klötzer verantwortlich ist!” In der Bundesliga laufen die Rothosen tatsächlich den Erwartungen hinterher, Platz sechs ist nach der Vizemeisterschaft im Vorjahr enttäuschend. Auch im Pokal ist bereits in Runde zwei Schluss, die Bayern sind einfach zu stark. Doch im Europapokal der Pokalsieger weiß der HSV zu dominieren. Der Lohn ist das Finale gegen den RSC Anderlecht. In dem Spiel geht es hoch her. Die Mannschaften liefern sich einen großartigen Fight, der bis in die Schlussphase offen ist. In der 78. Minute kontert der HSV. Der quirlige Arno Steffenhagen zieht in den Strafraum, lässt seinen Gegenspieler mit einer geschickten Bewegung aussteigen und steht einschussbereit am Fünfmeterraum, als er von hinten zu Boden gestreckt wird. Die Proteste der Belgier halten sich in Grenzen, als Schiedsrichter Patrick Partridge auf den Punkt zeigt. Georg Volkert tritt an. Mit weitem Anlauf versenkt er den Ball halbhoch links neben den Pfosten. Anderlecht-Keeper Jan Ruiter entscheidet sich für die falsche Ecke und kann den Einschlag nicht verhindern. Mit dem Mut der Verzweiflung wirft Anderlecht alles nach vorne und läuft ins offene Messer. Eine weite Freistoßflanke pflückt Torwart Rudi Kargus aus der Luft und leitet den Gegenstoß ein. Über Umwege landet der Ball bei Volkert, der von der Mittellinie bis in den Strafraum marschiert, dort das Auge für den mitgelaufenen Felix Magath beweist und querlegt. Aus fünf Metern schiebt der Sommerzugang ein und macht den Deckel drauf (90.). Nach dem Spiel stemmen die Spieler nicht nur den Pokal, sondern auch den Macher des Erfolgs, Trainer Kuno Klötzer, in die Luft. Zwei Wochen später ist das Kapitel Klötzer beim HSV jedoch beendet. Nach vier Jahren Volkspark ist Schluss. Zu Abschied darf er vor heimischer Kulisse in der Liga einen 5:1-Erfolg gegen den VfL Bochum bejubeln. Zur neuen Saison übernimmt Rudi Gutendorf. Manager Krohn erklärt vollmundig: „Meine Herren, tun Sie doch nicht so, als ob Fußball ein Buch mit sieben Siegeln sei. Wenn man ein paar Mal richtig hinschaut, weiß man doch, wie der Hase läuft!” Allerdings verzockt er sich gehörig, die Saison endet im Desaster. Bereits in der Hinrunde muss Gutendorf gehen und mit ihm auch Krohn. Der HSV trudelt auf Platz zehn ein, Europapokal-Held Volkert wird nach der Saison an den VfB Stuttgart transferiert. Doch der HSV erhebt sich wie Phönix aus der Asche, Branko Zebic führt den HSV 1979 zur Meisterschaft. Der neue Manager an seiner Seite heißt Günter Netzer. Es sind neue Zeiten, die am Volkspark anbrechen. (mab) Aufstellung HSV: Rudi Kargus – Manfred Kaltz, Hans-Jürgen Ripp, Peter Nogly, Peter Hidien – Caspar Memering, Felix Magath, Arno Steffenhagen, Georg Volkert, Ferdinand Keller – Willi Reimann